Die Christuskirche Bochum verwandelte sich im urban urtyp Kubus in ein kaleidoskopisches Klanglabor. Kein geringerer als Andreas Dorau, ewiger Pop-Tüftler und Gentleman der skurrilen Songminiaturen, präsentierte hier sein neues Album „Wien“ – eine musikalische Hommage an die Stadt mit dem „wahrscheinlich schönsten Namen“. Als Konzertfotograf habe ich den Auftritt von Andreas Dorau mit meiner Kamera begleitet.
Die Kirche wurde an diesem Abend zum intergalaktischen Reisezentrum. Mit minimalistischem NDW-Gestus und elektronischer Kühle entfaltete Dorau das zentrale Motiv des Abends: der Blick von außen. Dorau, mit seiner hanseatisch-norddeutschen Distanz, beschreibt Wien wie ein Anthropologe auf einem anderen Planeten – aber stets mit Augenzwinkern.
Das Publikum – eine bunte Mischung aus Indie-Nostalgikern, Kulturinteressierten und Pop-Connaisseurs – nahm ihn dabei herzlich auf. Zwischen Kirchenbänken und unter buntem Licht spielte Dorau seine charmant verqueren Songs, stets mit jener Leichtigkeit, die aus Ironie, Melancholie und präziser Pop-Komposition besteht.
Stücke wie „Ich kann nicht schlafen“ oder „Mädchen mit Herz“ zeigten Doraus feines Gespür für das Alltägliche im Abseitigen. Seine Texte, oft wie Fieberträume, changierten zwischen dadaistischem Nonsens und poetischer Stadtsoziologie. Und ja, natürlich fehlte auch „Der Regen in Wien“ nicht – eine Hymne auf die Unterschiede zwischen norddeutschem Niesel und wienerischem Melancholie-Regen.
Musikalisch war der Abend ein Parforceritt durch die letzten vier Dekaden Indie-Elektropop: Von den NDW-Wurzeln über 90er-Jahre Diskurs-Techno bis hin zu heutigen Bedroom-Pop-Elementen – alles mit dieser typisch dorau’schen Nonchalance. Unterstützt wurde Dorau live von einer reduzierten Lichtshow, die den urban-Urtyp-Kubus in ein intimes Zwischenreich verwandelte.
Vor Dorau stimmte ZackiBoy das Publikum ein – ein sympathischer, leicht schräger Supportact mit Lo-Fi-Synths und DIY-Charme. Passender Einstieg für einen Abend, der ganz im Zeichen des liebevoll Schrulligen stand.
Was bleibt, ist das Gefühl, einen der letzten echten Pop-Exzentriker erlebt zu haben – einen, der kein bisschen altersmilde, sondern höchstens altersklüger geworden ist. Dorau bleibt Dorau: verspielt, eigensinnig, herrlich neben der Spur. Und Bochum, das kann man nach diesem Abend sagen, war für einen Moment ganz nah an Wien.
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